…naja, 50 vielleicht nicht. aber wer sich so ein bisschen mit craftbier beschäftigt, wird schnell merken, dass es sehr viele verschiedene variationen eines ipas gibt. auch bei meinen tastings werde ich öfter mal gefragt, wo die unterschiede liegen. daher im folgenden mal ein kleiner ipa-überblick. und sicherlich habe ich nicht alle mitglieder der ipa-familie aufgeführt… ich hoffe aber, die geläufigsten, die euch hin und wieder „über den weg laufen“ können, erwischt zu haben. 🙂
back to basic: was ist ein ipa?
ein englischer bierstil. ipa steht für india pale ale und gilt als der „große bruder“ vom pale ale, bei dem das hopfen-malz-verhältnis deutlich ausgewogener ist. typisch ipa: voll auf der hopfigen seite! wenn ihr also was von hopfenbombe hört, handelt es sich in der regel um ein ipa. nehmen wir den begriff mal ein bisschen auseinander: „pale ale“ = helles/blasses bier (ale = obergärig!).
und was hat es mit dem „india“ im namen auf sich? man sagt, die briten wollten einst die in indien stationierten soldaten mit gutem bier versorgen. damit das bier die lange reise überstand, braute man es stärker ein und war auch mit den hopfengaben deutlich großzügiger (da hopfen auch eine konservierende wirkung hat). man gab zudem ne nachricht für die jungs mit: kippt vor ort einfach wieder ein bisschen wasser rein, damit das bier nicht so stark ausfällt. ja nee, ist klar. und zack, war das india pale ale geboren: deutlich hopfiger und deutlich stärker als sein kleiner bruder.
und je nachdem, welche hopfensorten man verwendet, wie viel davon und wann man diese während des brauprozesses hinzufügt, kann ein ipa ganz unterschiedlich ausfallen: eher herb, eher fruchtig usw. und auch in sachen malz- und hefesorten lässt sich variieren. und so wurden im laufe der zeit eine menge sorten des ipas geboren.
was bedeutet ddh?
wenn ihr irgendwo die drei buchstaben „ddh“ auf nem etikett entdeckt, könnt ihr davon ausgehen, dass euch bei diesem bier ne ordentliche ladung an hopfenaroma entgegenkommen wird. ddh steht für double dry hopped (mittlerweile noch gängiger als das simple „dry hopping“, so scheint mir). dry hopping bedeutet: kalthopfung oder auch hopfenstopfen. bedeutet wiederum: dem bier wird nach abkühlung der würze, oft während oder nach der hauptgärung, noch zusätzlich hopfen zugegeben. anders als bei der hopfengabe beim würzekochen wird dabei keine bittere erzeugt, sondern eben ein intensives hopfenaroma, das auf der fruchtigen seite liegt und das ihr später im fertigen bier schon in der nase wahrnehmen könnt.
ipa-variationen im überblick
so. und dann wären da eben eine menge typen, die sich ipa schimpfen. schauen wir uns diese mal etwas genauer an.
session ipa
ganz einfach: die leichte variante. session-ipas liegen in der regel unter 4 % alkohol. ganz so easy zu brauen sind sie aber nicht, denn weniger alk bedeutet weniger körper und komplexität und somit auch die gefahr, dass das ganze irgendwie in die wässrige schiene abrutscht (mein empfinden – konnte mich bislang mit den session bieren nicht wirklich anfreunden).
double/triple/imperial ipa
das genaue gegenteil: imperial ipas kommen kräftig und alkohollastiger daher. nach oben hin gibts da gefühlt keine grenze, und auch hier habe ich „triple ipas“ schon stehen lassen, etwa, weil sie in erster linie unglaublich alkoholisch waren, sodass ich nicht mehr den eindruck hatte, hier ein bierchen im glas zu haben. am üblichsten als „dipa“ (double ipa) zu finden.
american ipa
die amerikaner mögen es oooordentlich hopfig. hier werden amerikanische oder „new world“ hopfensorten verwendet. die ipas haben eine merkliche hopfenbittere, gehen auch gerne mal in die zitrusrichtung oder bringen harzige noten mit. übrigens: german ipa = deutsche hopfensorten. können fruchtmäßig gegen die amerikaner meist nicht an“stinken“. 😉
west coast ipa
zählen definitiv zu meinen liebsten kandidaten. ein american ipa mit fokus auf hopfenbittere. gerne trocken im abgang und yes, einfach ein extrem knackiger typ mit klarem hopfenprofil.
east coast/new england ipa /(neipa)
der fruchtsaft unter den ipas! hier liegt der fokus auf den fruchtigen aromen des hopfens. bei gelungenen typen habt ihr tatsächlich das gefühl, einen saft zu trinken. bekommen auch oft den namen „juicy ipa“ verpasst. auch ein „hazy“ schleicht sich häufig mit ein, was nichts anderes bedeutet als trüb. typisch neipa: es werden hafer und weizenmalz mit verbraut. bringt zusätzliche trübe ins bier und das unverkennbare „saftige“ mundgefühl. 😉 im alkoholgehalt in der regel nicht gaaanz so hoch.
english ipa
englische zutaten. die „feine, englische art“: nicht ganz so fruchtig, nicht ganz so bitter, nicht ganz so stark. eher trocken im abgang, dabei aber nicht so in die harzige richtung. der malzige charakter sollte hier noch wahrnehmbar sein. not my favourite.
sour ipa
problem 1: bittere + säure ist sensorisch gesehen kein perfect match. problem 2: bestimmte bestandteile im hopfen vertragen sich nicht mit milchsäurebakterien (und die werden gerne zum säuern eines bierchens verwendet) bzw. killen diese. was tun? die würze säuern, bevor der hopfen ins spiel kommt, stichwort kettle souring. alternativ gibts mittlerweile spezielle hefen, die milchsäure herstellen und null probleme mit hopfen haben. so oder so: man erhält ein ipa mit fruchtfokus, zu dem die säure wunderbar passt. hier wird auch gerne mit früchten gearbeitet.
black ipa
super spannend! ein dunkles bier, das hopfige und fruchtige noten mit aromen dunkler malze vereint. hier soll es aber nicht wirklich röstig werden, stattdessen bewegen sich diese flavours eher so ein bisschen im hintergrund. trotzdem trifft man hier häufig auf schokoladige noten. dazu gibts dann den schönen fruchtigen charakter. nicht einfach, beide seiten in eine gelungene balance zu bringen.
belgian style ipa
ein ipa, vergoren mit belgischer hefe. von dieser bekommt das bier eine besondere fruchtigkeit und erhält meist auch eine würzige note. auch grasige noten sind hier gerne vertreten. typisch belgisch ist in der regel auch ein höherer alkoholgehalt.
milkshake ipa
gebraut mit laktose, also milchzucker. bringt u.a. eine leichte süße ins bier. hinzu kommt ein cremiger charakter. absolutely not my type of ipa.
brett ipa
der wilde typ unter den ipas. 😉 wild ist hier auf die hefe bezogen. brettanomyces oder auch einfach nur brett. schwer zu beschreiben. hier gibts fruchtigkeit, die auf säure trifft und das „gewisse etwas“ mitbringt, was man entweder hasst oder lieben muss (hallo, hier!): ein aroma, das mit pferdedecke, stall oder ziege in verbindung gebracht wird. ich mag „funky“. 😉
brut ipa
der „champagner der straße“. das ziel: ein knochentrockenes, besonders spritziges bierchen mit minimaler restsüße, sehr schlankem körper und deutlicher fruchtigkeit. die hopfenbittere soll dabei in den hintergrund rücken. kann durch ein spezielles enzym erreicht werden, welches sonst z.b. bei imperial stouts eingesetzt wird, um den körper schlanker zu machen, ohne dabei den alkohol zu reduzieren. i really love.

ihr seht also: da ist einiges los in der welt der ipas. welche richtung darf es denn bei euch sein? oder, wenn noch nicht so versiert: was würdet ihr spontan am ehesten probieren wollen?
tschüss, ihr früchtchen! ❤
euer hopfenmädchen
Tolle übersichtliche Einordnung. Könntest du freundlicherweise mal einige Referenzbiere benennen, um das Suchen zu vereinfachen!?
Dank im Voraus!
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lieber gerhard, danke für dein feedback! 😍 auf diesem blog findest du unter „bierempfehlungen“ eine menge ipas, ansonsten in regelmäßigeren beiträgen auch auf instagram/hopfenmaedchen oder facebook.com/hopfenmaedchen – „das jeweils eine“ kann ich nicht empfehlen, dafür ist die auswahl einfach zu riesig 😍 ein paar brauerei-tipps wenn es um hopfenbomben geht: stone brewing, maisel&friends, schwarze rose, cloudwater, lervig, verdant, orca brau 😊
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